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1. Bachfest Schaffhausen vom 19. – 26. Mai 1946

Dem ersten Bachfest war ein grosser Erfolg beschieden. Besondere Beachtung erhielt die erste Aufführung der Johannes-Passion sowie der Bachfest-Abschluss mit der h-Moll-Messe unter der Leitung des eigentlichen Bachfest-Initianten Walther Reinhart. Geprägt noch von den schweren Zeiten der Vorjahre lauschten die Zuhörer ergriffen diesen dominanten Klängen und den dazugehörenden Texten. Eine später immer wieder an Bachfesten auftretende Besetzung von Solisten, wie die Sopranistin Maria Stader, der niederländische Bass Hermann Schey sowie der zweite Bass Fritz Mack, war der Anfang einer über viele Jahre andauernden, fast zur Tradition gewordenen Interpreten-Wahl. Zudem wurde auch bei allen nachfolgenden Bachfesten, und dies bis zum heutigen Tag, die h-Moll-Messe mit den Worten «Dona nobis pacem» als krönenden Abschluss gefeiert. Sicher als Einmaligkeit galt der unter stürmischem Applaus erfolgte Auftritt des damals weltberühmten Pianisten Wilhelm Backhaus im altehrwürdigen Imthurneum.

Bachfest
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2. Bachfest Schaffhausen vom 4. – 8. Juni 1947

Auf Grund des allgemein positiven Echos zum 1. Bachfest erfolgte bereits im nachfolgenden Jahr 1947 die zweite Ausgabe. Alle beim 1. Bachfest gemachten Erfahrungen wurden nach Möglichkeit in das Grundkonzept dieses Musikanlasses eingebaut. Nachdem im Vorjahr die Grundsätze für die Gründung der Internationalen Bachgesellschaft festgelegt worden waren, erfolgte unter grosser Teilnahme von Bach-Liebhabern, die mit Freuden Mitglieder wurden, die Gründung der IBG. Obwohl der neue IBG-Vorstand intensiv an einem Besuch von Prof. Dr. Albert Schweitzer arbeitete, erschien der zum Ehrenpräsidenten ernannte Philanthrop leider nicht in Schaffhausen. Erst viele Jahre später besuchte er, um die neue Münsterorgel zu begutachten, die Stadt und ihre romanische Basilika.
Gleich zwei grosse Virtuosen traten in Konzerten dieses 2. Bachfests auf. Zum einen war es der Cellist Enrico Mainardi, der mit Pablo Casals zum Patronat gehörte. Zum anderen spielte der geniale, belgische Geiger Arthur Grumiaux unter anderem die berühmte g-Moll-Sonate von Johann Sebastian Bach.

Bachfest
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3. Bachfest Schaffhausen vom 13. – 21. Mai 1950

Dieses Bachfest stand ganz im Zeichen des 200. Todestages von Johann Sebastian Bach. Nebst den wiederum gut besuchten Konzerten wurde im Museum zu Allerheiligen eine bemerkenswerte Ausstellung von Originalpartituren und Erstausgaben Bachs gezeigt. Der neue Schaffhauser Musikdirektor Johannes Zentner erhielt viel Beachtung.
Von allen Seiten vernahm man aus der Presse beste Kritiken, ja sogar die «New-York Herald Tribune» erwähnte lobend das Schaffhauser Bachfest. Seitens der Eidgenossenschaft besuchte Bundespräsident Max Petitpierre unser Musikfest. In seiner Rede zitierte er zur grossen Freude der Zuhörer einige Aussprüche des Schaffhauser Geschichtschreibers Johannes von Müller. Einer der Höhepunkte dieses Festes war die Aufführung der Johannes-Passion durch den Thomanerchor unter Leitung des unvergesslichen Prof. Dr. Günther Ramin aus Leipzig, sowie dem Thomaskirchen-Organisten Karl Richter. Leider war dies für längere Zeit das einzige Mal, dass dieser weltberühmte Chor in der Rheinstadt auftreten durfte. Die DDR-Staatsführung unterband später immer wieder den Versuch der Bachfest-Organisation, diesen Jugendchor nach Schaffhausen einladen zu können.

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4. Bachfest Schaffhausen vom 9. – 17. Mai 1953

Eine grosse Besonderheit war während des 4. Bachfests die Ausstellung von vielen kostbaren, aus ganz Europa stammenden Bildern. Das Museum zu Allerheiligen zeigte im Rahmen der Ausstelllung «500 Jahre Venezianische Malerei» grossartige Werke. Dabei wurde in den Konzerten die Verbindung zwischen Malerei und Musik besonders hervorgehoben und betont. Ganz im Sinne dieser reichhaltigen Malerei standen auch die verschiedenen Aufführungen, wie die Matthäus-Passion, zwei reine Kantaten-Abende, Kammerorchester-Anlässe, sowie als denkwürdiges Konzert der Auftritt der weltberühmten Pianistin Clara Haskil zusammen mit dem Primgeiger Peter Rybar.

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5. Bachfest Schaffhausen vom 26. Mai – 2. Juni 1957

Während zu Beginn des Bachfests 1946 viele grossartige Musiker sich zu diesem völkerverbindenden kulturellen Grossanlass bekannten, musste leider in der IBG-Generalversammlung 1957 von vielen dieser Persönlichkeiten Abschied genommen werden. Unter anderem konnten Arthur Honegger, Othmar Schoeck und der Thomaskantor Günther Ramin den wiederum grossen Erfolg in Schaffhausen nicht mehr miterleben. Auch Albert Schweitzer fehlte an den Konzerten. Denn, wie er schreibt und sich damit bei Walther Reinhart entschuldigt: «Das schöne und reichhaltige Programm habe ich mit grossem Interesse gelesen. Leider werde ich nicht in Europa sein. Mein Spital hat mich notwendig, aber an Sie denken werde ich. Grüssen Sie mir Herrn Stadtpräsident Bringolf und Herrn Dr. Hallauer (IBG-Präsident) und alle meine Bekannten in Orgel- und Bach-Sachen».
Wieder war ein Ensemble aus Leipzig in Schaffhausen zu Gast: Dieses Mal das Gewandhausorchester unter der Leitung von Ekkehard Tietze, sowie am Klavier Prof. Carl Seemann. Zum ersten Mal in Schaffhausen war die hervorragende Sopranistin Ursula Buckel in einem Kantatenkonzert zu hören. Mit der «Kunst der Fuge», bearbeitet für Orchester durch den aus Bassadingen stammenden Wolfgang Graeser und aufgeführt am 7. Festkonzert durch das Ensemble Wolfgang von Karajan, wurde ein eindrückliches Zeichen eines Musikschaffenden unserer Region gesetzt.
Der Journalist Dr. Landau schrieb in der Berliner Zeitung «Der Tag» unter dem Titel «Besinnung in Bach» überaus lobende Worte zum 5. Bachfest, speziell auch zur Aufführung der h-Moll-Messe durch Walther Reinhart und seinem Chor und Orchester aus Winterthur.

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6. Bachfest Schaffhausen vom 22. – 29. Mai 1960

In einer Zeit der nach dem Krieg sich entwickelten Geschäftigkeit und übertriebenen Mobilität schrieb Walther Bringolf in seinem Geleitwort zum 6. Bachfest folgenden Text: «Der Mensch braucht in dieser Zeit eine fortwährende Erneuerung seiner inneren, seiner seelischen Kräfte, um vor dieser Zeit zu bestehen, um nicht geistig und seelisch zu verkümmern». Darum erstrahlte auch das 6. Bachfest in Schaffhausen mit seiner kulturellen Verantwortung weit über die Landesgrenzen hinaus. Viele Musiker von nah und fern genossen diese wohltuende Stimmung und traten in Schaffhausen auf die Bühne.
Nebst den bisherigen Konzertlokalen wie dem St. Johann, dem Münster, sowie auch der Rathauslaube fanden einige Anlässe im neuen Stadttheater statt, so z.B. die Matinée mit der grossen französischen Solistin am Cembalo, Germaine Vaucher-Clerc. Eine unvergessliche Sensation war das Orgelspiel des völlig erblindeten Helmuth Walcha an der Münsterorgel. Einen tosenden Applaus erbrachte das dankbare Publikum diesem grandiosen Organisten aus Frankfurt.
Neben den regionalen Chören und Orchestern traten einmal mehr die fast als Nachbarn zu bezeichnenden «Stuttgartern» mit Karl Münchinger am Dirigentenpult auf. Zahlreiche Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland liessen sich im Museum zu Allerheiligen von Stadtpräsident Walther Bringolf begrüssen und anschliessend durch die Ausstellung «alter Musik-Handschriften von Johann Sebastian Bach» führen. Im einzigen Festgottesdienst im St. Johann predigte der Schriftsteller und Theologe Albrecht Goes.

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7. Bachfest Schaffhausen – in Mainz vom 29. Mai – 3. Juni 1962

Das 7. Bachfest 1962 fand ausnahmsweise nicht in Schaffhausen statt. Auf Grund der persönlichen Kontakte und Verbindungen des späteren IBG-Präsidenten Diethard Hellmann zur Stadt Mainz, wurde zu deren 2000-Jahrfeier der Durchführungsort des Bachfests 1962 in die Rheinland-Pfälzische Metropole verlegt. Natürlich löste dies in den Kreisen der traditionellen Bachfest-Besucher in Schaffhausen keine Freude aus. Obwohl das Programm sehr reichhaltig aufgegleist wurde, reisten relativ wenige bisherige Bachfest-Besucher nach Mainz. Selbst der Stadtpräsident liess sich durch den IBG-Vorstand vertreten. An seiner Stelle eröffnete der Mainzer Oberbürgermeister Stein das Musikfest. Die Mehrheit der Konzerte mit Chören und Orchester aus Mainz bzw. Deutschland leitete Diethard Hellmann. Einzig die Kantatenkonzerte mit auch jeweils in Schaffhausen auftretenden Solisten wie Maria Stader, Ursula Buckel, Heinz Rehfuss, Jakob Stämpfli, und einige wenige Aufführungen mit kleineren Ensembles wurden durch Interpreten aus der Schweiz vorgetragen. Besondere Beachtung fanden die Auftritte des Flötisten Jean-Pierre Rampal, sowie des Cembalisten George Malcolm.
Im Anschluss an den zwar erfolgreichen «Abstecher nach Mainz» waren sich der Vorstand der Internationalen Bachgesellschaftund die Stadt Schaffhausen aber einig, dass die zukünftigen Bachfeste nur noch in Schaffhausen durchgeführt werden sollen.

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